Pawlows Hund im Musikbiz

Veröffentlicht in: KAFFSTUFF | 2

Pawlows Hund kennt man. Den Namen des Hundes nicht. Wikipedia weiß, dass es sogar mehrere Hunde waren, die Pawlows Experiment ihren Namen gaben – und gleichsam namenlos blieben. Aber darum soll es an dieser Stelle auch gar nicht gehen. Auch nicht darum, dass das Experiment eine ziemlich gruselige Komponente hatte: Den Hunden wurden die Speichelauffangbehälter „chirurgisch eingepflanzt“. Sondern darum, für was „Pawlows Hund“ steht, beziehungsweise stehen könnte.

Pawlow hat den Hund so weit gebracht, dass er das Geräusch einer Glocke mit Hundefutter assoziierte. Gab es happihapppi, hat Pawlow zuvor mit der Glocke gebimmelt. Das führte dazu, dass der Hund zu sabbern anfing, wenn die Glocke ertönte – ohne dass irgendwo ein gefüllter Futternapf herumstand. Konditionierung.

Etwas Ähnliches könnten wir auch mit uns selbst machen. Konditionieren wir uns doch darauf, dass wir jedes Mal, wenn wir einen guten Song auf Bandcamp oder Soundcloud hören, die Bankkarte zücken und einen Betrag zahlen, der uns genauso wenig wehtut wie ein bisschen Sabber, der einem Hund von den Lefzen tropft. Konditionierung.

Ich schreibe das als Musikkonsument, der sein eigenes Verhalten ändert. Die bescheuertste Ausrede, nicht bereit zu sein, etwas für Musik zu zahlen, ist nämlich: Ich bin selber Musiker und stelle mein Zeug kostenlos online. So what? Weil ich das mache und mich freue, wenn Du und ein paar andere Leute meine Musik hören, unterstütze ich andere Musiker nicht? Das ist Quatsch.

Und was ist mit den Leuten, mit denen ich zusammenarbeite? Auch ich habe mir schon ein Album von Arsenic auf Bandcamp gekauft. Aber für einen Beat von ihm bezahlt, das habe ich noch nicht. Warum? Weil ich finde, dass ein gemeinsamer Song auch eine gemeinsame Leistung ist. Er baut den Beat, ich schreibe den Text und nehme die Raps auf. Wer müsste jetzt wen für was bezahlen? Und ganz wichtig: Ich habe noch keinen Backpacker Track verkauft und habe das auch nicht vor. Das heißt, ich mache mit den Songs kein Geld. Sollte das irgendwann der Fall sein, wird geteilt 50-50. Großes Indianerehrenwort. Bis dahin, und das kann noch ein Weilchen dauern, kauf ich mir auch Songs von Freunden. Denn Respekt und Anerkennung sind gute Bausteine für eine Freundschaft. Und etwas anderes ist 1 Euro für einen Song nicht. Also los, konditionieren wir uns auf Respekt und Anerkennung.

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